bbs-Jubiläum

Auf die nächsten
75 Jahre

Nur wenige Industrien sind in Deutschland so eng mit der Wohlstandsentwicklung verknüpft wie die Baustoff-Steine-Erden-Industrie. Eine hohe Nachfrage steht für ausreichend qualitativ hochwertigen Wohnraum, eine moderne Infrastruktur und für sichere, tarifgebundene Arbeitsplätze. Unsere Verbandsgeschichte zeigt unter anderem, wie neben der wirtschaftlichen Entwicklung der letzten Jahrzehnte auch Themen wie Nachhaltigkeit und Klimaschutz kontinuierlich an Relevanz gewonnen haben.

Wiederaufbau, Öl-Krise, Wiedervereinigung, Finanzkrise, moderates Wachstum und aktuell wieder Baukrise – die wirtschaftliche Entwicklung der Baustoff-Steine-Erden-Industrie ist von einer stets wechselnden Konjunktur geprägt. Konstant hingegen ist der elementare Beitrag für den Alltag, den die Branche leistet. Ohne mineralische Baustoffe wäre es nicht möglich gewesen, Deutschlands Gebäude und Infrastruktur nach dem 2. Weltkrieg und nach der Wiedervereinigung in den neuen Bundesländern in der notwendigen Geschwindigkeit wieder aufzubauen bzw. zu erneuern.

Bis heute nimmt die Branche eine tragende Rolle bei der Lösung gesamtgesellschaftlicher Herausforderungen ein. Neben der Dekarbonisierung der industriellen Produktion, die für den Kampf gegen den Klimawandel die zentrale Aufgabe ist, zählen die Abschwächung der Wohn- und Mietenkrise sowie die Umsetzungen von Verkehrs-, Bau- und Energiewende zu den zentralen Aufgaben. All diese Herausforderungen lassen sich ohne unsere Produkte nicht bewältigen.

Die bbs-Verbandsarbeit der vergangenen 75 Jahre zeichnet sich durch eine beispielhafte Beständigkeit aus. 8 Präsidenten und 8 Hauptgeschäftsführer in 75 Jahren sowie Dienstzugehörigkeiten unter den Mitarbeitenden von teilweise weit über 30 Jahren sind ein Beleg für die Verlässlichkeit der Branchenorganisation. Zudem sind nach mehr als sieben Jahrzehnten nahezu alle Mitglieder, die 1948 den Gründungsvertrag des Bundesverbands Steine und Erden e.V. unterzeichneten, bis heute in den bbs-Gremien aktiv.

„Möge die weitere Entwicklung unserer Organisation günstig sein, sodass das weitere Gedeihen auf einem guten Fundament begründet wurde.“
Alexander von Engelberg,
bbs-Präsident (1948-1959) zum 10-jährigen bbs-Jubiläum 1958

Verbandsgründung und -entwicklung

Bereits im Jahre 1865 wurde mit dem Deutschen Verein für die Fabrication von Ziegeln, Tohnwaren, Kalk und Cement die Grundlage für eine gemeinsame Interessenvertretung der Baustoff-Steine-Erden-Industrie gelegt. Nachdem in der nationalsozialistischen Periode alle branchenzugehörigen Unternehmen einer Zwangsmitgliedschaft der Wirtschaftsgruppe Steine und Erden unterlagen, musste ab Mitte der 1940er Jahre große Überzeugungsarbeit geleistet werden, um erneut eine Gesamtvertretung der Steine- und Erden-Industrie zu gründen. Am 17. September 1948 kam es dann nach mehrmonatigen Beratungen zur Gründung der Arbeitsgemeinschaft Steine und Erden als Dachorganisation. Die Umbildung der Arbeitsgemeinschaft zum Bundesverband erfolgte am 22. November 1951, nachdem die Besatzungsmächte das erlassene Verbot von einheitlichen Wirtschaftsverbänden aufgehoben hatten. Der Bundesverband Steine und Erden hat zudem 1949 an der Gründung des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) entschieden mitgewirkt.

Über 50 Jahre arbeitete der bbs unter dem Namen „Bundesverband Steine und Erden“, ehe mit der Verbändereform 2004 der Zusatz Baustoffe in den Namen aufgenommen worden ist. Bereits drei Jahre vorher zog der Verband 2001 von Frankfurt in das ehemalige Gebäude der französischen Botschaft in die Kochstraße, wo er bis heute ansässig ist.

Klima- und Umweltschutz als dominierendes Thema

Nachdem die ersten Jahre der Verbandsarbeit vorrangig von Fragen rund um den Wiederaufbau geprägt waren, sind spätestens seit den 1970er Jahren die Themen Umwelt- und Klimaschutz verstärkt ins Zentrum gerückt. Während heute im Energieausschuss das Thema Dekarbonisierung und die damit einhergehende Steigerung der Energieeffizienz dominiert, analysiert der Umweltausschuss Potenziale zur Steigerung der Ressourceneffizienz. Im Rohstoffausschuss werden Strategien für mehr Artenvielfalt in den Gewinnungsstätten diskutiert und auch im Steuerausschuss geht es beim Thema Nachhaltigkeitsfinanzierung (Sustainable Finance) um den Einbezug von Umwelt- und Sozialaspekten in die Unternehmensführung. Nicht zuletzt fokussiert sich die Arbeit im Ausschuss für Bauwirtschaft und Logistik darauf, wie noch effizienter gebaut und saniert bzw. wie die Mobilität von Massengütern zukünftig nachhaltiger ausgerichtet werden kann. Für alle Bereiche gilt es, den Balanceakt zwischen steigendem Klimaschutz bei gleichzeitigem Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit zu meistern.

„Die Vielzahl der vor uns liegenden Aufgaben sollte uns nicht verzweifeln lassen. Stattdessen gilt es, die Herausforderungen anzunehmen und die Zukunft aktiv zu gestalten.“
Dr. Jürgen Lose,
bbs-Präsident (1995-2004) zum 50-jährigen bbs-Jubiläum 1998

Das Streben nach einer möglichst umweltschonenden und klimaneutralen Produktion wird die Hauptaufgabe mindestens für die kommenden zwei Jahrzehnte sein. Zahlreiche bbs-Mitglieder haben Fahrpläne („Roadmaps“) für eine klimaneutrale Produktion erarbeitet. Der bbs wird sich auch zukünftig dafür einsetzen, dass die politischen Rahmenbedingungen einer Umsetzung der Roadmaps nicht entgegenstehen. Dabei dürfen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung ökonomische und soziale Aspekte, zum Beispiel in Form von Wettbewerbsfähigkeit und Bezahlbarkeit, nicht vernachlässigt werden. Gerade die energieintensiven Industriezweige der Branche brauchen den Zugang zu ausreichenden Mengen an klimaneutralen Energieträgern sowie international wettbewerbsfähige Energiepreise. Da nahezu alle Industrieanlagen in den nächsten Jahrzehnten ausgetauscht werden müssen, bedarf es enormer Förderanstrengungen der öffentlichen Hand, die auch den industriellen Mittelstand ausreichend berücksichtigen müssen. Nicht zuletzt ist der Erhalt von marktwirtschaftlichen Mechanismen und Technologieoffenheit zwingend, um den Kraftakt einer gesamtgesellschaftlichen Dekarbonisierung innovativer denn je mitzugestalten.

Eine zweite zentrale Aufgabe ist die kontinuierliche Optimierung von Stoffkreisläufen im Sinne einer Ressourcenschonung. Dabei kommt es auf ein intelligentes Zusammenspiel von Primär- und Sekundärrohstoffen an. Dies wird auch in der alle drei Jahre aktualisierte bbs-Rohstoffstudie belegt. Dahingehend wird es eine Kernaufgabe des bbs bleiben, auf die Potenziale von Primär- und Sekundärbaustoffe hinzuweisen und dafür zu werben, rechtliche Hürden für die Anwendung abzubauen.

Mit dem Themenfeld Biodiversität ist in den vergangenen Jahren ein weiterer Nachhaltigkeitsaspekt verstärkt in den Vordergrund gerückt. Die 2021 veröffentlichte bbs-Biodiversitätsdatenbank, an der mittlerweile 60 Unternehmen beteiligt sind, ist dafür eine wichtige Wegmarke. Erstmals werden Daten zu zahlreichen Biodiversitäts-Vorhaben in Deutschland zusammengestellt, um somit den zentralen Beitrag der Branche zu Artenvielfalt und Renaturierung transparent zu dokumentieren.

Ausblick

Die Beständigkeit innerhalb der Baustoff-Steine-Erden-Industrie gilt es, auch zukünftig intelligent mit einer modernen Denkweise zu verbinden. Allein der Weg zur Transformation der Industrie, welcher laut Klimaschutzgesetz zum 100-jährigen bbs-Jubiläum bereits abgeschlossen sein soll, lässt nur schwer eine Prognose bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung zu. Klar ist jedoch, dass die deutsche Gesellschaft die Produkte der Baustoff-Steine-Erden-Industrie auch weiterhin für eine nachhaltige Entwicklung ihres Wohlstands benötigt. Wohnen gilt heute als soziale Frage des 21. Jahrhunderts – eine Beantwortung dieser Frage wird ohne die Produkte unserer Branche nicht möglich sein.

„Im Transformationszeitalter gilt mehr denn je: Baustoffe bauen Zukunft. Dies ist unser Ansporn, um die vor uns liegenden Aufgaben verantwortungsvoll zu lösen.“
Dr. Dominik von Achten,
bbs-Präsident (seit 2016) zum 75-jährigen bbs-Jubiläum
1948
Die Arbeitsgemeinschaft Steine und Erden wird in München gegründet, erster bbs-Präsident ist Alexander von Engelberg
1949
Gründung des Bundesverbands der Industrie (BDI) mit dem bbs als Gründungsmitglied
1951
Umbenennung von Arbeitsgemeinschaft Steine und Erden in Bundesverband Steine und Erden
1955
Zusammenführung des sozialpolitischen Ausschusses im bbs und der Arbeitsgemeinschaft der Arbeitgeberverbände der Steine-Erden-Industrie zur sozialpolitischen Arbeitsgemeinschaft Steine und Erden (spa)
1959
Dr. Edmund A. Bieneck wird bbs-Präsident
1964
Harald Dyckerhoff wird bbs-Präsident
1982
Peter Schuhmacher wird bbs-Präsident
1995
Dr. Jürgen Lose wird bbs-Präsident + Gründung der Kreislaufwirtschaft Bau und Veröffentlichung des ersten Monitoringberichts zu mineralischen Bauabfällen (fortan alle zwei Jahre)
1998
50 Jahre bbs Verbandsfeier
2001
Umzug von Frankfurt nach Berlin
2004
Dr. Gernot Schäfer wird bbs-Präsident + Verbändereform: Umbenennung in Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden, Möglichkeit für Unternehmen Direktmitglied zu werden
2010
Andreas Kern wird bbs-Präsident + Veröffentlichung der ersten bbs-Rohstoffstudie (fortan alle drei Jahre)
2016
Dr. Dominik von Achten wird bbs-Präsident
2023
75 Jahre bbs Jubiläum