Energie und Klima

Mission
dekarbo­ni­sier­ung

Mit einem jährlichen Gesamtenergiebedarf zwischen 50 und 60 TWh zählt die Baustoff-Steine-Erden-Industrie zu den besonders energieintensiven Industriezweigen in Deutschland. Bei der Produktion werden zugleich jährlich rund 30 Mio. Tonnen CO2 emittiert. Die Branche trägt daher eine große Verantwortung für mehr Klimaschutz und Energieeffizienz und nimmt sich dieser an.

Unter Einsatz von Energie und Ausstoß von CO2 stellen Unternehmen der bbs-Branchen Grundstoffe her, die Voraussetzung einer jeden modernen Volkswirtschaft sind. Ohne Zement und Beton, Ziegel, Porenbeton und Kalksandstein, Naturwerksteine, Mineralwolle und Dämmsysteme, mineralische Rohstoffe, keramische Fliesen und feuerfeste Spezialkeramik, Kalk, Industrieminerale und Gips sähe Deutschland anders aus. Infrastrukturen und Straßen könnten nicht gebaut werden, die Versorgung mit sauberem Trinkwasser wäre gefährdet, der Bau moderner, energieeffizienter Wohnungen wäre nicht möglich und die Produktion in verwandten Branchen wie zum Beispiel der Stahlindustrie geriete ins Stocken.

Die Frage muss daher lauten: Wie können wir die Produktion dieser Grundstoffe in Deutschland erhalten und fördern, während wir gleichzeitig den Energiebedarf und den CO2-Ausstoß reduzieren?

18 %
Energiekostenanteil an der Bruttowertschöpfung
Ansprechpartner
Jens Romeike, Koordinator Energiepolitik
j.romeike@bvbaustoffe.de

Bedrohliche Energiekrise

Die Energieversorgungslage ist weiterhin sehr volatil, was für Teile der Baustoff-Steine-Erden-Industrie existenzbedrohend werden kann. Um wettbewerbsfähig Baustoffe herstellen zu können, bedarf es ausreichender Mengen an Energie zu niedrigen Preisen. Als Mitglied im Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) begleitete der bbs aktiv die Verhandlungen zur Gas- und Strompreisbremse. Daneben sind seit Mitte des Jahres 2022 diverse Aktivitäten mit Gewerkschaften und Verbänden der Wertschöpfungskette Bau durchgeführt worden, um frühzeitig auf die einbrechende Baukonjunktur im Zuge von Inflation und Energiekrise aufmerksam zu machen. Zudem besteht ein stetiger Austausch mit den anderen energieintensiven Industrien (EID) Chemie, Stahl, NE-Metalle, Glas und Papier. Auch wenn sich die Versorgungslage in der ersten Jahreshälfte 2023 stabilisiert hat, sind die Energiepreise weiterhin rund drei- bis viermal so hoch wie das Vorkrisenniveau. Der bbs setzt sich deshalb gemeinsam mit seinen Partnern für eine wettbewerbsfähige Energieversorgung ein, etwa im Zuge der aktuell zu erarbeitenden Industriestrategie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK).

Steigende Energieeffizienz

Im Schnitt belaufen sich die Energiekosten in der Baustoffe-Steine-Erden-Industrie auf ca. 18 % der Bruttowertschöpfung. In manchen besonders energieintensiven Branchen sind es sogar bis zu einem Drittel. Der damit verbundene hohe Kostendruck im nationalen wie internationalen Wettbewerb führt dazu, dass Energiesparen in der DNA von energieintensiven Unternehmen fest verwurzelt ist. Deshalb ist der Betrieb von zertifizierten Energiemanagementsystemen und die regelmäßige Durchführung von Energieaudits Alltag in den Unternehmen der Branche. Parallel muss bei steigender Energieeffizienz die Wettbewerbsfähigkeit erhalten bleiben. Das von der Bundesregierung geplante Energieeffizienzgesetz muss daher dringend nachgeschärft werden, damit die Unternehmen nicht überfordert werden. Unter der Schirmherrschaft des BMWK tauschen sich zudem zahlreiche Unternehmen im Rahmen des Netzwerkes „bbs-effizient“ zu Best-Practices im Bereich Energieeffizienz aus. Dadurch werden jedes Jahr aufs Neue erhebliche Energieeinsparungen erzielt.

Bewusster Klimaschutz

Die Transformation hin zur Klimaneutralität steht in der Baustoffe-Steine-Erden-Industrie ganz oben auf der Prioritätenliste. Die Unternehmen investieren bereits heute in eine sukzessive Umstellung der Energieversorgung auf nachhaltige Biomasse, Wasserstoff oder erneuerbaren Strom. In der Zement- oder Kalkherstellung, in deren Rahmen mit einem solchen Brennstoffwechsel nur vergleichsweise geringe CO2-Minderungen erzielt werden können, liegt der Fokus zudem auf der Abscheidung, dem Transport und der Speicherung bzw. Nutzung von CO2 (CCS/CCU). Hier stammt das CO2 unmittelbar aus dem Rohstoff oder es werden abfallbasierte Brennstoffe eingesetzt, sodass CCS und CCU die einzigen technisch verfügbaren Wege zu einer klimaneutralen Produktion sind. Der bbs setzt sich deshalb dafür ein, dass die rechtlichen Hürden für CCS und CCU in Deutschland abgebaut werden.

Politische Rahmenbedingungen

Da sowohl bei Energieeffizienz als auch beim Klimaschutz die meisten „low hangig fruits“ bereits gepflückt sind, stoßen neue Maßnahmen zunehmend an die Grenzen der Wirtschaftlichkeit. Hinzu kommt die immer weiter steigende Bürokratielast, langwierige behördliche Prüfungen, der zunehmende Fachkräftemangel und ein aufgrund der hohen Energiekosten in Deutschland schwieriges Investitionsumfeld. Politisches Ziel muss es daher sein, dass sich Unternehmen auch künftig für Investitionen in ihre deutschen Standorte entscheiden und damit Arbeitsplätze und Wertschöpfung vor Ort langfristig sichern. Beitragen können hierzu staatliche Investitionsförderungen, gesetzliche Vereinfachungen, Beschleunigung von Verwaltungsprozessen und eine zuverlässige Versorgung mit nachhaltiger Energie. Da grüner Strom der Dreh- und Angelpunkt einer klimaneutralen Wirtschaft ist, muss dieser zu günstigen Konditionen verfügbar sein, um Investitionen anzureizen – etwa über einen staatlich geförderten Industriestrompreis auf international wettbewerbsfähigem Niveau.

— Veröffentlicht im Juni 2023

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Industrielle Produktion braucht eine stabile und wettbewerbsfähige Energieversorgung

Grüne und bezahlbare Energie ist die Voraussetzung für eine erfolgreiche Transformation

Nur mit CCU/S ist eine vollständig klimaneutrale
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