Bauwirtschaft

KEIN LEBEN OHNE BAU

Unsere gebaute Umwelt begegnet uns jeden Tag – Wohnen, Arbeiten, Mobilität und Freizeitgestaltung sind ohne Bau nicht möglich. Entsprechend groß ist auch die Bedeutung des Bausektors für die gesamte Volkswirtschaft – und umso besorgniserregender ist die aktuelle Lage im Wohnungsbau.

Bedeutung der Bauwirtschaft

Mehr als 10 % des deutschen Bruttoinlandsprodukts entfallen auf Bauinvestitionen. Davon macht der Wohnungsbau weit über die Hälfte aus. Der bedarfsgerechte Bau und die Modernisierung von Wohnraum sind insbesondere unter sozialen und energetischen Gesichtspunkten von größter Bedeutung. Doch auch die Modernisierung der Infrastruktur ist für die ökologische Transformation und die zukünftige ökonomische Leistungsfähigkeit Deutschlands ein zentraler Faktor, der nicht vernachlässigt werden darf. Der bbs bringt, unter anderem im von der Bundesregierung initiierten Bündnis für bezahlbaren Wohnraum, seine Lösungsvorschläge für die Herausforderungen am Bau mit ein.

„Bezahlbarer Wohnungsbau, leistungsfähige Infrastruktur, energieeffizienter Gebäudebestand – die Bauaufgaben sind vielfältig. Die aktuelle Krise darf daher nicht zu einem anhaltenden Kapazitätsabbau führen.“
Dr. Frank Huber,
Vorsitzender des bbs-Ausschusses für Bauwirtschaft und Logistik
Ansprechpartner
Christian Engelke, Geschäftsführer Wirtschaft
c.engelke@bvbaustoffe.de

Schwache Aussichten im Wohnungsbau

Rückgänge bei Baugenehmigungen und Auftragseingängen von mehr als 30 % gegenüber den Vorjahresmonaten zeigen, dass insbesondere der Wohnungsneubau kurzfristig drastisch abnehmen wird. Projektentwickler und Eigenheimbauer treten angesichts der verschlechterten Rahmenbedingungen auf die Bremse. Die Bautätigkeit dürfte 2023 und 2024 damit deutlich rückläufig sein. Nachdem 2022 noch rund 295.000 neue Wohnungen fertiggestellt werden konnten, rückt das politische Ziel, 400.000 neue Wohneinheiten pro Jahr zu errichten, in immer weitere Ferne. Die Verfügbarkeit von bezahlbarem Wohnraum nimmt damit weiter ab. Angesichts des zunehmenden Auftragsmangels am Bau ist inzwischen ein Abbau von Baukapazitäten absehbar. Im Rahmen der Aktion Impulse für den Wohnungsbau, in der über 30 Verbände unter der Koordination des bbs organisiert sind, wurde ein 6-Punkte-Notfallplan erarbeitet, um einer weiteren Verschärfung auf den ohnehin angespannten Wohnungsmärkten entgegenzuwirken. Daneben beteiligte sich der bbs gemeinsam mit 16 weiteren Spitzenverbänden und Kammern Ende 2022 an einem Appell zur dramatischen Situation im Wohnungsbau und veröffentliche mit den Spitzenverbänden von Bauwirtschaft und Handwerk ein weiteres Positionspapier,um Zukunftsinvestitionen im Bausektor anzureizen. Vorschläge, um Bau-Hemmnisse zu beseitigen und zielgenaue Anreize zu setzen, liegen somit auf dem Tisch. Zentrale Punkte sind dabei zum einen die bessere Förderung des bezahlbaren Mietwohnungsbaus sowie die Etablierung einer in der Breite wirkenden Wohneigentumsförderung, die auch Schwellenhaushalten den Schritt ins Eigenheim ermöglicht. Zum anderen liegt ein großer Hebel zum schnelleren und günstigeren Wohnungsbau in der Vereinfachung von Bauvorschriften, z.B. durch die weitere Harmonisierung der Landesbauordnungen, der Zulassung von Experimentierklauseln für die Abweichung von bestimmten Regelungen und der Vereinfachung von Genehmigungsverfahren durch Typengenehmigungen und digitale Anwendungen.

Infrastruktur zukunftsfest gestalten

Eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur ist für die Baustoff-Steine-Erden-Industrie, die 25 % des Güterverkehrsaufkommens ausmacht, unentbehrlich. Um die Klimaziele zu erreichen und Wirtschaftswachstum zu ermöglichen, sind in den kommenden Jahren erhebliche Investitionen in Straße, Schiene, Wasserwege und Energieinfrastruktur erforderlich. Allerdings sind die Auftragseingänge im Tiefbau im ersten Quartal 2023 preisbereinigt um -10 % rückläufig gewesen. Hier spiegeln sich die massiv gestiegenen Baupreise wider, die zu einem Rückgang bei den budgetär realisierbaren Projekten führen. Immerhin, die Bundesregierung setzt mit der in die Wege geleiteten deutlichen Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren und der breit angelegten Ertüchtigung des Bahnnetzes wichtige Akzente; die schnelle Errichtung von LNG-Terminals hat gezeigt, dass sich auch große Bauprojekte in kurzer Zeit realisieren lassen, wenn die Voraussetzungen stimmen. Dieses Tempo gilt es nun so schnell wie möglich deutschlandweit auszurollen.

Es ist zwingend erforderlich, die beschleunigte Umsetzung verkehrsträgerübergreifend anzugehen: Die Verkehrsprognosen zeigen, dass Personen- und Güterverkehr weiter zunehmen werden und damit alle Verkehrsträger mehr denn je ihre Berechtigung haben werden. Gemeinsam mit Initiativen wie Pro Mobilität setzt sich der bbs dafür ein, den weiteren Investitionshochlauf sowohl für Schienen- und Wasserwege als auch für die Straße zu gewährleisten. Dabei muss sichergestellt sein, dass das Aufkommen aus der Lkw-Maut auch künftig im Rahmen des Finanzierungskreislaufs Straße weit überwiegend für Investitionen in die Fernstraßeninfrastruktur verwendet wird.

— Veröffentlicht im Juni 2023

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