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Seit Anfang 2022 befindet sich die Baustoffindustrie in einer anhaltenden wirtschaftlichen Abwärtsbewegung. Die Produktion der Branche ist im Vergleich zu 2021 um etwa ein Viertel eingebrochen, wobei besonders vom Wohnungsbau abhängende Sektoren noch stärkere Rückgänge zu verzeichnen haben. Obwohl sich die Rückgangsraten allmählich abschwächen, dürfte sich die Baustoffproduktion 2025 gegenüber dem Vorjahr bestenfalls auf sehr niedrigem Niveau stabilisieren. „Wir blicken mit Ungewissheit auf das neue Jahr,“ sagt Matthias Frederichs, Hauptgeschäftsführer beim Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden (bbs), „trotz eines immer realer werdenden Kapazitätsabbaus lässt sich noch nicht sagen, wann wir die konjunkturelle Talsohle endlich erreicht haben.“ Im Wohnungsbau setzen sich die rückläufigen Zahlen bei Baugenehmigungen und Auftragseingängen weiter fort. Die große Unsicherheit in der Gesamtwirtschaft führt zudem zu einem deutlichen Rückgang der Investitionen, gerade auch im Bauwesen. Daneben wird immer deutlicher, dass die öffentliche Hand, die bisher in der Hochbaukrise stabilisierend gewirkt hat, angesichts des Endes der Ampel-Koalition und der offenen Haushaltsentscheidungen für 2025 ihre Investitionstätigkeit reduziert. Dies betrifft unter anderem zentrale Projekte im Bereich der Bundesverkehrswege.

Insbesondere die im Februar anstehende Bundestagswahl wird daher laut dem Verband entscheidend sein, um das baukonjunkturelle Ruder herumzureißen. „Klimaschutz, Sozialstaat und Lebensqualität – all das hängt unmittelbar mit einer funktionierenden Wirtschaft zusammen.“, erklärt Frederichs. „Die neue Bundesregierung muss daher in den ersten 100 Tagen eine klare Wachstumsagenda aufsetzen“. Die Baustoffbranche erwarte einen spürbaren Abbau von bürokratischen Pflichten und ein Ende der Übererfüllung europäischer Vorgaben. Außerdem brauche es, so Frederichs, effizientere Planungs- und Genehmigungsverfahren für Infrastruktur und Rohstoffsicherung sowie einen verlässlichen und dauerhaften Zugang zu bezahlbarer grüner Energie. Damit der Wohnungsbau wieder anläuft, dürfe es mittelfristig keine baurechtlichen Verschärfungen geben, parallel muss zeitnah ein verlässlicher Pfad zur Umsetzung der EU-Gebäuderichtlinie entwickelt werden.

Doch bereits vor der anstehenden Wahl sollten laut Baustoffverband einzelne wichtige Vorhaben umgesetzt werden. Insbesondere ein Beschluss des Kohlendioxid-Speichergesetzes (KSpTg) sei nach Signalen der Zustimmung aus Union und FDP möglich. Frederichs betont, dass energieintensive Produktionsprozesse teilweise nur mit der Abscheidung, Speicherung und Nutzung von CO2 vollständig dekarbonisiert werden können. Nun komme es darauf an, dass auch SPD und Grüne dem wichtigen Gesetz zustimmen: „Die Minderheitsregierung muss noch im Januar entscheiden, ob sie für eine Politik steht, die effektiven Klimaschutz und wettbewerbsfähige Industrie klug miteinander verbindet. Das setzt auch ein wichtiges Signal für den 23. Februar.“ Mehr konsequentes Handeln sei generell ein guter Neujahresvorsatz für die deutsche Politik. Aber Frederichs verweist auch darauf, dass der neuen Regierung kaum Zeit zum Eingewöhnen bleibt. 2025 ist Deutschland nun zum zweiten Mal infolge ohne beschlossenen Haushalt ins neue Jahr gestartet. Sollte innerhalb der neuen Regierung bis zum Sommer Einigkeit hinsichtlich des Bundeshaushalts und der Wachstumsagenda bestehen, wäre dies bereits „ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.“

Der effiziente Umgang mit Ressourcen ist in den vergangenen Jahren zunehmend in den Mittelpunkt der politischen Debatten gerückt. So definiert die Europäische Union im Rahmen ihrer Taxonomie den Übergang in eine Circular Economy als eines von sechs zentralen Nachhaltigkeitszielen. Dem Bausektor kommt dabei eine herausgehobene Verantwortung zu, denn mehr als die Hälfte des deutschlandweiten Abfallaufkommens besteht aus mineralischen Bauabfällen, davon entfallen knapp 60 Prozent (58,7 Prozent) auf Boden und Steine.

Die Initiative Kreislaufwirtschaft Bau hat am 6. Dezember 2024 ihren 14. Monitoring-Bericht zum Aufkommen und Verbleib mineralischer Bau- und Abbruchabfälle veröffentlicht. Der Bericht basiert auf den amtlichen Daten des Statistischen Bundesamts und beschreibt die Situation im Jahr 2022. Bereits in den 90er Jahren haben sich die maßgeblichen Verbände der Baustoffindustrie, der Bauwirtschaft und der Entsorgungswirtschaft zur Initiative Kreislaufwirtschaft Bau zusammengeschlossen, um die mineralischen Bauabfälle einer umweltgerechten Verwertung zuzuführen und ihre Deponierung zu minimieren.

Von den insgesamt rund 208 Mio. Tonnen mineralischen Bauabfällen wurden in 2022 188 Mio. Tonnen einer umweltverträglichen Verwertung zugeführt. Erstmalig wurden damit über 90 Prozent der anfallenden Bauabfälle wiederverwertet. Während Bodenaushub nur zu knapp 87 Prozent verwertet werden konnte, liegt die Verwertungsquote der körnigen mineralischen Bauabfälle, wie Bauschutt und Straßenaufbruch, bei knapp 96 Prozent. Durch die zu RC-Baustoffen aufbereiteten körnigen mineralischen Abfälle konnten 13,3 Prozent des Bedarfs an Gesteinskörnungen ersetzt werden, mit Berücksichtigung der industriellen Nebenprodukte liegt die Substitutionsquote bei 17,9 Prozent. „Der Bausektor macht vor, wie Circular Economy funktionieren kann. Die Betriebe vermeiden die Deponierung, bereiten die Abfälle zu RC-Baustoffen auf und setzten sie dann erneut in Bauvorhaben ein. So werden natürliche Ressourcen geschont.“ sagt Dr. Berthold Schäfer, Sprecher der Initiative Kreislaufwirtschaft Bau.

Die beteiligten Verbände zeigten sich zufrieden mit dem Ergebnis. Da die Potenziale der mineralischen Bauabfälle in Bezug auf die stoffliche Substitution heute nahezu ausgeschöpft sind, reagieren die beteiligten Verbände allerdings mit Unverständnis auf die vom Bundeskabinett beschlossenen politischen Zielsetzungen im Rahmen der nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie, die Substitutionsquote zukünftig verdoppeln zu wollen. „Die Substitutionsquote hängt vom Gesamtbedarf an Gesteinskörnungen und dem Abfallaufkommen ab. Wir können nicht mehr als 100 Prozent der Abfälle verwerten. Da der Bedarf für Wohnungen, Infrastrukturen oder Energiewende deutlich größer ist als das Abfallaufkommen, kann die Substitutionsquote nicht beliebig gesteigert werden. Da zukünftig zudem mehr saniert und weniger neu gebaut werden soll, ist trotz aller Bemühungen zukünftig eher mit einem Rückgang der Substitutionsquote zu rechnen“ führt Schäfer aus. „Die Substitutionsquote ist daher nicht der richtige Maßstab für die Bewertung der Circular Economy-Erfolge im Bausektor.“

Mantelverordnung kein Motor für mehr Kreislaufwirtschaft
Der nun vorliegende 14. Monitoring-Bericht mit den Daten des Jahres 2022 stellt den letzten Bericht der Initiative dar, der auf dem Rechtsrahmen der LAGA fußt. Der nächste Bericht wird mit den Daten 2024 erstmalig auf dem Rechtsrahmen der bundeseinheitlichen Mantelverordnung basieren. Die Mantelverordnung ist seit August 2023 in Kraft und zeichnet sich durch nicht harmonisierte Grenzwerte zu angrenzenden Rechtsbereichen, mehr Bürokratie und höhere Kosten aus. Die Deponierung könnte dadurch zunehmen und die Verwertungsquote sinken. Die Initiative Kreislaufwirtschaft Bau fordert daher mehr Augenmaß von der Politik. „Ambitionierte Ziele im Bereich Circular Economy sind richtig, müssen aber realistisch an Aufkommen, rechtlichen Hürden und dem absehbaren Bedarf ausgerichtet sein.“, so Schäfer.

Am 5. Dezember kommt das „Bündnis bezahlbarer Wohnraum“ zum Abschlusstreffen mit Bundesbauministerin Geywitz in Berlin zusammen. Der Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden (bbs) nimmt dies zum Anlass, um seine Positionen zur Bundestagswahl unter dem Titel „Deutschlands Zukunft bauen“ zu veröffentlichen. 22 bau- und industriepolitische Vorschläge zeigen auf, wie die Konjunktur wieder in Schwung kommen und industrielle Wettbewerbsfähigkeit am Standort Deutschland gesichert werden kann.  

„Der 23. Februar wird zum Tag der Entscheidung für den Industriestandort Deutschland,“ sagt Matthias Frederichs, bbs-Hauptgeschäftsführer, „doch Maßnahmen, die bereits vorher helfen, müssen auch vorher beschlossen werden. Beim Bündnistag 2024 sitzen alle wohnungsbaupolitischen Stakeholder am Tisch, um die zentralen Weichen für mehr bezahlbaren Wohnraum in den kommenden Jahren jetzt zu stellen.“ Mehr Planungssicherheit, keine weiteren Baurechtsverschärfungen und eine verlässliche, überjährige Ausgestaltung von Förderprogrammen zählen zu den Kernforderungen des Baustoffverbandes. Weiterhin sollten die verbesserten Abschreibungsbedingungen im Wohnungsbau entfristet werden, die Grunder-werbssteuer abgesenkt und Baugenehmigungen unbürokratisch verlängert werden. Dass nicht erst die Bundestagswahl abgewartet werden soll, begründet Frederichs mit der angespannten Lage auf den deut-schen Mietmärkten: „Jedem Politiker sei empfohlen, im Internet nach Wohnungsinseraten in einer großen deutschen Stadt zu suchen. Wir können schlichtweg nicht darauf warten, dass die neue Bundesregierung inklusive Koalitionsverhandlungen erst im Sommer handlungsfähig ist. Angesichts der aktuellen Mehr-heitsverhältnisse ist hier auch die Opposition in der Pflicht.“ Weiter verweist er auf die schwierige wirt-schaftliche Lage innerhalb der Baustoffindustrie, insbesondere in den Sektoren, die in den Wohnungsbau liefern, „nach dem Absturz von Baugenehmigungen stehen wir vor dem Abbau weiterer, dringend benötigter Kapazitäten, wenn wir noch weitere Zeit verlieren.“

Neben dem Wohnungsbau adressiert der Verband, der mit seinen Materialien am Beginn der Wertschöpfungskette Bau steht, weitere Themenbereiche von der Rohstoffgewinnung über die industrielle Produktion bis zur Anwendung. Beschleunigte Planungs- und Genehmigungsverfahren für die Rohstoffgewinnung finden sich ebenso in den Forderungen wie günstigere Energienebenkosten durch Absenkung der Übertragungsnetzentgelte sowie die Anerkennung des Produktstatus für mineralische Sekundärstoffe. Zudem wird die Übererfüllung europäischer Vorgaben („Gold-Plating“) abgelehnt. Darüber hinaus solle sich die Bundesregierung für ein Belastungsmoratorium und einen Abbau von Berichtspflichten auf europäischer Ebene einsetzen. Generell gelte es, so Frederichs, die Standortnachteile von Deutschland und der EU entschlossen anzugehen: „Nur wenn wir die strukturellen Probleme des Standortes, etwa die Energiekosten und die Bürokratieflut, lösen, wird es wirtschaftlich wieder aufwärts gehen.“

Der diesjährige Klimakongress des BDI - Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. stand ganz im Zeichen der Studie "Transformationspfade". Die vor einigen Wochen veröffentlichte Studie von BDI, Boston Consulting Group (BCG) und des Instituts der deutschen Wirtschaft hat eindringlich aufgezeigt, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen am Industriestandort Deutschland erheblich verbessert werden müssen, damit Transformationsziele erreicht und zugleich industrielle Wettbewerbsfähigkeit am Standort Deutschland erhalten bleibt.

bbs-Hauptgeschäftsführer Dr. Matthias Frederichs verwies im Panel auf das aktuell schwierige Marktumfeld im Bausektor und forderte einen deutlichen Investitionsschub für Infrastruktur, Gebäudesanierung und Wohnungsbau. Die in der Studie prognostizierte Steigerung der Herstellkosten durch den Faktor Energie ist ein Alarmsignal für die gesamte Industrie und erfordert schnelles politisches Handeln. Auch bei der Umsetzung der Carbon-Management-Strategie der Bundesregierung, dem Aufbau einer CO2-Infrastruktur und den Rahmenbedingungen für CCU/S dürfen wir keine Zeit mehr verlieren. Planungssicherheit, Tempo und eine maßvolle Regulierung sind in diesem Bereich entscheidend, um die Klimaziele einhalten zu können.

Mit unserer bbs-Biodiversitätsdatenbank verfolgen wir das Ziel, eine fundierte Datenbasis zu schaffen, die die ökologische Bedeutung der Abbauflächen von mineralischen Rohstoffen beleuchtet. Dies ermöglicht nicht nur eine bessere Planung und den Schutz von Lebensräumen, sondern auch eine Sensibilisierung für die Rolle, die der Rohstoffabbau für den Artenschutz spielt.

Für die technische Umsetzung der Datenbank kooperieren wir eng mit unserem Partner WhereGroup GmbH. Für den neuesten Blog-Beitrag der WhereGroup wurde unsere Datenbankkoordinatorin Tanja Lenz interviewt, unter anderem zum Ziel des Projektes, Datenschutzanforderungen und zur Verbesserung der Usability.

Foto: Beispieldarstellung der punktscharfen Ergebnisse einer Monitoring-Erfassung

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Es ist Zeit für einen Kassensturz: Knapp ein Jahr vor der nächsten Bundestagswahl haben BDI - Bundesverband der Deutschen Industrie e.V., Boston Consulting Group (BCG) und Institut der deutschen Wirtschaft gemeinsam analysiert, was getan werden muss, um einerseits die Klimaziele zu erreichen und andererseits den Industriestandort Deutschland zu stärken. Anders als bei den beiden vorherigen Studien Klimapfade und Klimapfade 2.0 berücksichtigt die neue Studie nicht nur die ökologische, sondern weitere zentrale Herausforderungen wie Demographie und Digitalisierung. Als BDI-Mitglied hat der bbs im zentralen Steuerungskreis an der Erstellung der Studie mitgewirkt.

𝘋𝘢𝘴 𝘴𝘵𝘦𝘩𝘵 𝘥𝘳𝘪𝘯:
Die Wettbewerbsfähigkeit nimmt ab. Die Studie attestiert gravierende Strukturdefizite, unter der die gesamte Breite der Industrie leidet. Die schleichende Deindustrialisierung, auf die bereits seit einiger Zeit hingewiesen wird, ist real. Es wird zudem klar benannt, dass kurzfristige Konjunkturprogramme und politisches Mikromanagement die Probleme nicht lösen werden. Andernfalls drohen wir als Volkswirtschaft nicht nur, die Klimaziele deutlich zu verpassen, sondern gefährden auch unseren Wohlstand. Neben dem allgemeinen Teil gibt es zudem Sektorkapitel (darunter auch zur Baustoff-Steine-Erden-Industrie), welche die individuellen Branchen-Herausforderungen hervorheben.

𝘋𝘢𝘴 𝘮𝘶𝘴𝘴 𝘯𝘶𝘯 𝘱𝘢𝘴𝘴𝘪𝘦𝘳𝘦𝘯:
Die Studie ist ein Weckruf für eine neue industriepolitische Agenda, die Reformen und Investitionen entfesseln sowie Ökologie und Ökonomie in eine Balance bringen soll. Dazu zählt ein großer privater und öffentlicher Investitionsschub und ein politisch forcierter Aufbau von Zukunftsmärkten. In diesem Zuge müssen die Investitionsbedingungen für den Standort Deutschland deutlich verbessert werden, unter anderem durch weniger Bürokratie, günstigere Energie und mehr Willen zur Digitalisierung.

Dr. Matthias Frederichs, Hauptgeschäftsführer des bbs, äußert sich zum von der Bundesregierung vorgelegten Finanzierungsplan des Klima- undTransformationsfonds (KTF) wie folgt:

„Die von der Bundesregierung angekündigten Kürzungen im KTF in Höhe von rund 4 Milliarden Euro stellen einen erheblichen Rückschlag für die dringend notwendige Transformation im Industrie- und Gebäudesektor dar. Besonders bedenklich sind die 9 Milliarden Euro, die in die globale Minderausgabe fließen sollen – dies entspricht einem erheblichen Anteil von rund 25 % der geplanten Einnahmen, die damit auf wackeligen Beinen stehen. Dass ein Teil der Mittel in den vergangenen Jahren nicht abgerufen wurde, darf nicht als Beruhigung dienen. Viele Projekte dürften aufgrund von Haushaltssperren und Lieferengpässen erst jetzt richtig starten. Wenn die Mittel 2025 wie geplant abgerufen werden, bereitet der Finanzplan den Nährboden für neue Haushaltssperren – ein weiterer Vertrauensverlust in die Förderpolitik wäre damit absehbar.

Statt Kürzungen vorzunehmen, sollten nicht abgerufene Mittel aus dem BEG-Programm für den Heizungstausch gezielt zur Förderung von Maßnahmen an der Gebäudehülle mit verbesserten Fördersätzen eingesetzt werden. Die Sanierungsquote von heute 0,7 Prozent muss verdreifacht werden, um die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen. Auch für die Dekarbonisierung der Industrie braucht es deutlich mehr – statt weniger – finanzielle Mittel. Gerade die Klimaschutzverträge müssten deutlich ausgeweitet werden.“

Das DIW Berlin hat seine Berechnungen zum Bauvolumen 2023veröffentlicht. Das Bauvolumen umfasst – anders als die Bauinvestitionen – auch nicht werterhöhende Instandhaltungsmaßnahmen und unterscheidet zudem zwischen Neu- und Bestandsbau einschließlich energetischer Sanierungen.

Dramatische Rückgänge gab es 2023 als Folge der gestiegenen Zinsen und hohen Baukosten insbesondere beim Wohnungsneubau mit real -9,7%. Aber auch die Bauleistungen im Wohnungsbestand gaben nach (-1,0%). Ausgehend von der schwachen Neubautätigkeit entfallen nunmehr 73% des Wohnungsbauvolumens auf den Bestand und nur noch 27% auf den Neubau. Während im Nichtwohn-Hochbau das Neubauvolumen nur geringfügig sank, gingen die Bauleistungen im Bestand mit -3,3% sogar stärker zurück als bei Wohngebäuden. Die Zahlen zeigen, dass der Wohnungsbau angesichts der bestehenden Engpässe dringend Wachstumsimpulse benötigt und dass die Erreichung der Klimaziele im Gebäudebereich angesichts einer schwächelnden Sanierungstätigkeit ebenfalls in immer weitere Ferne rückt.

Das Handelsblatt hat kürzlich die Kosten für den Energieinfrastrukturausbau im Rahmen der Energiewende zusammengetragen.Laut aktuellem Stand ist mit Kosten von 604,9 Milliarden Euro bis 2045 zu rechnen. Über 85% entfallen auf den Ausbau der Stromübertragungs- und Stromverteilungsnetze. Die Kosten hierfür werden von der Bundesnetzagentur im Netzentwicklungsplan Strom (NEP) berechnet. Die aktuellen Zahlen stammen aus dem jüngsten Entwurf des NEP. Hinzu kommen noch die Kosten zum Ausbau der Wärmenetze sowie die unter anderem für eine klimaneutrale Baustoffproduktion benötigten Infrastrukturen für Wasserstoff und CO2.

Die Energiewende erfordert erhebliche Investitionen in kurzer Zeit. Um die Klimaziele zu erreichen, dürfen keine weiteren Verzögerungen eintreten. Gleichzeitig müssen die Energiekosten wettbewerbsfähig gestaltet werden, um den Industriestandort Deutschland attraktiv zu halten. Die größten Kostenpunkte, der Ausbau der Stromverteilungs-und Stromübertragungsnetze, sollen durch die Netzentgelte finanziert werden. Im Jahr 2023 beliefen sich die Netzentgelte, die auch zum Erhalt der Netzstabilität eingesetzt werden, auf 22,6 Milliarden Euro. Unter Berücksichtigung des anstehenden Finanzierungsbedarfes dürften sich diese Entgelte mehr als verdoppeln, was mit Blick auf die ohnehin schon hohen Energiekosten kaum zu stemmen sein wird. Stattdessen ist ein langfristiger Finanzierungsplan erforderlich, um Planungs- und Investitionssicherheit zu gewährleisten, die Kosten der Energiewende zu tragen und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.

Wir begrüßen es daher, dass die Bundesnetzagentur eine Reform der Netzentgelte angekündigt hat. Der bbs wird sich an den entsprechenden Konsultationen aktiv beteiligen.

Mit einem kalenderbereinigten Rückgang von 9,4 Prozent im Juni 2024 im Vergleich zum Vorjahresmonat befindet sich die Baustoffproduktion laut den neuesten Daten des Statistischen Bundesamtes nun im dritten Jahr der abnehmenden Produktion. Im ersten Halbjahr 2024 ging die Produktion damit um 13,1 Prozent zurück. „Die erhoffte Bodenbildung setzt weiterhin nicht ein. Im Vergleich zum Juni 2021 sprechen wir sogar von einem Minus von 26,4 Prozent“, sagt Matthias Frederichs, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Baustoffe – Steine und Erden (bbs), dem Dachverband der mineralischen Roh- und Baustoffindustrie. „Dieser Zustand trägt zur deutschen Wachstumsschwäche bei, denn weniger Baustoffe bedeuten weniger bezahlbaren Wohnraum, weniger leistungsfähige Infrastruktur, weniger Energiewende und mit Blick auf den Sanierungsmarkt weniger Klimaschutz.“

Besonders hart trifft es, wie auch schon in den Monaten zuvor, den Neubau. Doch auch die Branchen, die überwiegend in den Tiefbau oder den Sanierungsmarkt liefern, verzeichnen Rückgänge – meist im zweistelligen Prozentbereich. Zu Beginn des Jahres ging der Verband noch von einer rückläufigen Produktion über alle Sektoren zwischen -5 und -10 Prozent aus. „Um das Ziel zu erreichen, müssten wir jetzt eine 180-Grad-Wende erzielen – das ist angesichts der multiplen Krisen nahezu ausgeschlossen“, sagt Frederichs. Auf Grundlage der aktuellen Daten und Rückmeldungen aus den Unternehmen hat der Verband seine Prognose nun auf „im optimistischen Falle minus 10 Prozent“ korrigiert.

Eine verlässlichere Politik wäre laut Frederichs das beste Mittel, um der Krise entgegenzutreten. Doch in der Praxis stehe sich die Bundesregierung meist selbst im Weg. „Die Ampel macht in vielen Segmenten vermeidbare Fehler“, kritisiert Frederichs und führt weiter aus: „Die Förderprogramme für den Neubau sind chronisch unterfinanziert und in den Anforderungen zu streng ausgelegt.“ Mit Blick auf die aktuellen Gutachten zum Bundeshaushalt 2024 seien die Budgets für Bahn und Autobahn „auf die letzte Kante genäht worden – und das mit weiterhin bestehenden rechtlichen Unklarheiten – Planungssicherheit? Fehl-anzeige!“ Auch für die im Bundeswirtschaftsministerium beheimatete Sanierungsförderung vermisse die Branche positive Signale: „Wir warten immer noch auf die im letzten Jahr versprochene Verdoppelung der Sanierungsförderung für Maßnahmen an der Gebäudehülle. Stattdessen hat man nun die Energieberater-förderung ohne vorherige Ankündigung über Nacht gekürzt. Die Klimaziele für den Gebäudesektor scheinen nicht die notwendige Priorität zu genießen.“

Grundsätzlich positiv bewertet der Verband den aktuellen Vorstoß der Bundesregierung zum sogenannten Gebäudetyp E, bei dem auf unnötige Anforderungen im Bau verzichtet werden kann, ohne die bauliche Qualität zu beeinträchtigen. „Wenn wir es tatsächlich schaffen sollten, die Baukosten pro Quadratmeter signifikant zu senken, wäre das ein sehr positives Signal.“ Der Verband kündigte an, sich in den politischen Konsultationen aktiv zu beteiligen.

Auf den baupolitischen Gipfel des Bündnisses für bezahlbaren Wohnraum setzt Frederichs aktuell wenig Hoffnungen. Auch wenn der Bündnistag 2023 mit dem damals veröffentlichten 14-Punkte-Plan wichtige Akzente gesetzt habe, seien die Vorhaben weitestgehend im Streit um den Bundeshaushalt 2024 zerrieben worden. Zudem ist der diesjährige Termin erst für Dezember angesetzt, bis dahin sei „die Messe haushaltspolitisch längst gelesen“, und die Parteien würden nur kurze Zeit später in den Wahlkampfmodus für die im Herbst anstehende Bundestagswahl wechseln.

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