Technik und Normung

Ziele im Bereich
Technik und Normung
- Baustoffnormung im Europäischen Binnenmarkt
- Digitalisierung im Bauwesen
- Nachhaltiges Bauen mit mineralischen Baustoffen
Pragmatische Umsetzung der Bauprodukte-Verordnung

Die Baustoff-Steine-Erden-Industrie hat das Potenzial harmonisierter Normen frühzeitig erkannt und sich für faire Rahmenbedingungen im europäischen Binnenmarkt engagiert. Seit 2018 ist es allerdings zu einem Stillstand bei der europäischen Bauproduktnormung gekommen. Mit der ab Januar 2026 anzuwendenden neuen Bauprodukte-Verordnung sind nun alle europäischen Bauproduktnormen neu zu erarbeiten. Aus Sicht des bbs wurde dabei eine Brückenlösung vergessen, denn erst 2040 soll nach den Plänen der EU-Kommission das Normenwerk vollständig aktualisiert sein. In der 15-jährigen Parallelgeltungsphase wird daher weiterhin auf einige bereits heute veraltete Bauproduktnormen zurückgegriffen werden müssen.
Neue Bauprodukte-Verordnung
Die neue Bauprodukte-Verordnung ist Anfang 2025 in Kraft getreten, aber erst ab Anfang 2026 verbindlich anzuwenden. Die Anwendung ist aber nur für die Bauprodukte verbindlich, für die bereits eine neue Produktnormen erarbeitet und im EU-Amtsblatt veröffentlicht ist. Das trifft bisher auf kein einziges Bauprodukt zu. Hintergrund ist, dass der CPR-Acquis-Prozess, in dem die produktspezifischen, europaweiten Anforderungen zusammengetragen und zunächst in Standardisation Requests (Normungsmandate) aufgenommen werden, recht langsam funktioniert. Auch Vorarbeiten bei CEN (Fast Track) beschleunigen diesen Prozess nur unwesentlich. Zudem gibt es horizontale Themen, wie Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte, die zunächst einer grundsätzlichen Festlegung bedürfen, bevor sie produktspezifisch umgesetzt werden können. Kurzgefasst: Bisher fehlt es an zahlreichen konkreten Festlegungen, die die Hersteller in die Lageversetzen würden, sich auf die neue Bauprodukte-Verordnung und die zukünftigen Produktnormen vorzubereiten. In der Folge wird sich eine mindestens 15-jährige Parallelgeltungsdauer ergeben, in der Bauprodukte nach alter und andere nach neuer Bauprodukte-Verordnung in Verkehr gebracht werden. Der bbs weist daraufhin, dass dies zu Problemen am Markt führen wird, denn insbesondere die Umwelt-und Nachhaltigkeitsangaben werden erst nach und nach für alle Bauprodukte zur Verfügung stehen, obwohl die Nachfrage bereits heute sehr groß ist. Zentrales Anliegen des bbs ist daher, eine Brückenlösung zu schaffen, damit die bestehenden Bauproduktnormen in der Übergangszeit auf aktuellem technischem Stand gehalten und zudem über EPDs auch Umwelt- und Nachhaltigkeitsangaben gemacht werden können. Sollten gerade diese Angaben erst ab 2040 vollständig zur Verfügung stehen, könnten die ehrgeizigen Klima- und Ressourcenschutzziele der EU-Kommission nicht wirkungsvollunterstützt werden. Der bbs hat einen Flyer zur „Bauprodukte-Verordnung 2024“ veröffentlicht, der die wesentlichen Neuerungen kompakt zusammenfasst. Darüber hinaus hat der bbs die Veröffentlichung desB uches „Die neue EU-Bauprodukte-Verordnung“ unterstützt, das von Frau RA Dr. Fehse (Kanzlei Franßen & Nusser) erarbeitet wurde.
Baukostensenkung,Digitalisierung und Serielles Bauen
Das „Bündnis für bezahlbares Wohnen und Bauen“, in dem der bbs aktiv mitgewirkt hat, hat die Kostenstrukturen im Wohnungsbau untersucht und rund 190 Vorschläge zur Kostensenkung erarbeitet. Auch wenn einzelne Maßnahmen bereits umgesetzt wurden, haben sich daraus keine signifikanten Impulse für einen günstigeren Wohnungsbau ergeben.
Ein immer wieder hervorgehobener „Kostensenker“ soll die Digitalisierung im Bauwesen sein. Tatsächlich hat das Building Information Modeling (BIM) zuletzt aber keine Weiterentwicklung mehr erfahren und sich noch längst nicht entlang der Wertschöpfungskette Bau etabliert. Vielmehr dominieren digitale Insellösungen ohne durchgängige Vernetzung. Möglicherweise trägt der Ansatz der EU-Kommission, einen einheitlichen Digitalen Produktpass einzuführen und eine europäische Bauprodukte-Datenbank zu schaffen, dazu bei, den Digitalisierungsgrad im Bausektor zu verbessern. Der bbs spricht sich dafür aus, den Informationsaustausch entlang der Wertschöpfungskette in den Fokus aller Digitalisierungsinitiativen zu stellen.
Auch das serielle, modulare und systemische Bauen (SMSB) soll dazu beitragen, Baukosten zu senken. Der bbs begleitet den entsprechenden Runden Tisch des Bundesbauministeriums, der eingerichtet wurde, um die Vorteile des SMSB herauszuarbeiten und mögliche Kostenvorteile in der Praxis zu heben. Doch auch hier sind die Ergebnisse sehr überschaubar. Die Diskussionen zum SMSB leiden vor allem darunter, dass sie nicht technologie- und baustoffoffen geführt werden.
Als Kostentreiber werden inzwischen regelmäßig auch Normen genannt, obwohl mit Normen lediglich gesetzliche Vorgaben möglichst pragmatisch und rechtssicher umgesetzt werden. Auf Drängen des Bauministeriums hat das DIN nun einen Kostencheck für Normen eingeführt. Der bbs war in die Erarbeitung der zugrundeliegenden wissenschaftlichen Studie eingebunden. Ergebnisse des Kostenchecks durch aktualisierte oder neue Normenliegen bisher noch nicht vor.
DIN im Wandel
Das Deutsche Institut für Normung (DIN) stellt sich neu auf. Die Normenausschüsse haben einen neuen Gremien-Überbau erhalten, deren Funktion und Effizienz bisher aber nicht sichtbar wird. Hintergrund der neu geschaffenen Koordinierungs- und Managementgremien ist u. a. die Zunahme an Querschnittsthemen. Aufgabe der neuen Gremien ist es, die Vernetzung und Zuordnung von Themen und Normenausschüsse zu verbessern. Der bbs ist teilweise direkt, teilweise über den BDI in die Arbeiten der neuen Gremien eingebunden.
Neu ist auch das Finanzierungssystem FINA25, das DIN Anfang 2025 eingeführt hat und das zu deutlichen Kostensteigerungen für die Mitarbeit in Normungsgremien führt. Der bbs und seine Mitglieder sind derzeit noch nicht vom neuen Finanzierungssystem betroffen, da der Förderverein VFBau die Mehrkosten bis Ende 2026 abpuffert. Ab 2027 soll ein neuer Förderverein die Funktion des in Liquidation befindlichen VFBau übernehmen, um auch in Zukunft einen günstigen Zugang zur Normungsarbeit zu ermöglichen. Der bbs ist derzeit damit befasst, den zukünftigen Förderverein Baunormung e.V. zu gründen und einen entsprechenden Vertrag mit DIN auszuhandeln.
Die Umstellung auf FINA25 bedeutet eine Abkehr von der bisherigen Eigenfinanzierung der Normenausschüsse hin zu einem DIN Gesamthaushalt, dessen Mittel von DIN flexibel verteilt werden können. Mittel aus überfinanzierten Normenausschüssen, wie dem Normenausschuss Bauwesen (NABau) können so genutzt werden, um unterfinanzierte Normenausschüsse zu stützen. Diesen Veränderungen steht der bbs nach wie vor skeptisch gegenüber: Normenausschüsse sind dann unterfinanziert, wenn sich nur wenige Personen für ein Thema interessieren bzw. eine nur geringe Normungsrelevanz vorliegt. Durch die Umverteilung der Mittelfindet also letztlich auch eine Umkehr vom Bottom-Up- zum Top-Down-Ansatz beiden Normungsthemen statt, die von den neuen Koordinierungs- und Managementgremien im DIN festgelegt werden. Bedarf und Praxisrelevanz spielen dabei nicht mehr die entscheidende Rolle.