bauen für die zukunft

Die Transformation unserer Wirtschaft, die Anpassung unserer Umwelt an den Klimawandel und die Schaffung von ausreichend bezahlbarem Wohnraum werden die Bautätigkeit der Zukunft prägen. Daher kommt dem Bauen eine zentrale Rolle bei der Bewältigung der Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte zu. Gleichzeitig sind die Bedarfe enorm. Die Bauwirtschaft steht dabei nicht nur für Fortschritt, sondern auch für stabiles Wachstum und sichere Beschäftigung: Fast 11 % des deutschen Bruttoinlandsprodukts entfallen auf Bauinvestitionen, mehr als 4 Millionen Menschen arbeiten entlang der Wertschöpfungskette Bau. Nach schwierigen Jahren muss die neue Bundesregierung daher dringend den Weg für einen Schnellstart am Bau ebnen.
Koalition setzt richtige Prioritäten beim Infrastrukturbau
Insofern ist es ein wichtiges Signal, dass die schwarz-rote Bundesregierung mit ihrem Koalitionsvertrag klare Prioritäten für die Erneuerung des Landes setzt. Dies betrifft insbesondere den Infrastrukturbau: Das geplante Sondervermögen von 500 Milliarden Euro über zwölf Jahre ist angesichts des vielfach desolaten Zustands der deutschen Verkehrswege, Bildungseinrichtungen und sonstiger Infrastrukturen dringend erforderlich, um auch künftig wirtschaftliches Wachstum zu ermöglichen. Die Aufteilung der Mittel auf KTF-Klimaschutzmaßnahmen, Länder und Kommunen sowie den Bund ist zu begrüßen, da so in allen Bereichen die Hebel auf Erneuerung umgestellt werden können. Nun gilt es, rasch die gesetzlichen Grundlagen zu schaffen, um einen schnellen Mittelabfluss sicherzustellen.


c.engelke@bvbaustoffe.de
Voraussetzung dafür ist jedoch, dass angesichts der begrenzten Kapazitäten bei Planern und in der öffentlichen Verwaltung die Planungs- und Genehmigungsverfahren deutlich gestrafft werden. Potenziale zur Beschleunigung, etwa durch Bürokratieabbau und Digitalisierung, müssen konsequent genutzt werden. Der Koalitionsvertrag enthält hierzu wichtige Vorhaben – etwa zur Vereinfachung von Umweltverträglichkeitsprüfungen und zum Verzicht auf Planfeststellungsverfahren beim Ersatz bestehender Brücken. Bei diesen Maßnahmen bedarf es einer zügigen Umsetzung. Darüber hinaus ist sicherzustellen, dass die Investitionen aus dem Sondervermögen tatsächlich zusätzlich erfolgen – und nicht lediglich bestehende Haushaltsmittel ersetzen.
Ebenfalls erfreulich ist, dass die neue Bundesregierung die Reform der Verkehrswegefinanzierung endlich anstoßen will: Die geplanten, verkehrsträgerbezogenen und überjährig wirkenden Finanzierungskreisläufe, in Kombination mit der vollständigen Verwendung der Mautmittel für den Straßenverkehr, werden zur Stärkung des wichtigsten Verkehrsträgers beitragen und die Investitionssicherheit verbessern.
Wohnungsneubau wieder in Schwung bringen
Der beispiellose Einbruch im Wohnungsbau der vergangenen Jahre – verursacht durch stark gestiegene Zinsen, hohe Immobilien- und Baupreise sowie verschlechterte Förderbedingungen – hat die Schieflage auf den Wohnungsmärkten massiv verschärft. Insbesondere in vielen Großstädten ist Wohnraum für Normalverdiener kaum noch erschwinglich. Hier muss die neue Bundesregierung dringend gegensteuern – durch eine konsequente Entschlackung des Baurechts, die Ermöglichung einfacheren und günstigeren Bauens sowie durch eine verlässliche und angemessene Förderkulisse. Insofern sind die im Koalitionsvertrag angekündigten Maßnahmen – vom „Bau-Turbo“ über eine grundlegende Baurechtsreform bis hin zur Vereinfachung von Baustandards und einer verbesserten Förderung – zu begrüßen. Entscheidend ist jedoch, dass diese auch konsequent umgesetzt und die Fördermaßnahmen dauerhaft solide finanziert werden.
Effizienzpotenziale im Gebäudebereich heben
Rund 30 Prozent des deutschen CO₂-Ausstoßes entfallen auf den Gebäudebetrieb – insbesondere auf die Wärmeerzeugung. Gebäude spielen daher eine Schlüsselrolle bei der Erreichung der Klimaschutzziele. Zwar könnten Immobilien theoretisch allein durch den Umstieg auf CO₂-freie Heizsysteme – etwa Wärmepumpen, die mit grünem Strom betrieben werden – klimaneutral werden. Der Energieverbrauch bliebe dabei jedoch unverändert hoch. Da erneuerbare Energieträger auf absehbare Zeit knapp und teuer bleiben, würde dies für Mieterinnen und Mieter sowie selbstnutzende Eigentümer ein erhebliches Kostenrisiko bedeuten. Zudem würde der Bedarf an Energieerzeugungs- und Verteilkapazitäten weiter steigen.
Der bbs spricht sich daher dafür aus, den Gebäudebestand mindestens auf ein mittleres energetisches Niveau zu sanieren, um ein effizientes, CO₂-freies Heizen mit niedrigen Vorlauftemperaturen zu ermöglichen. Dafür braucht es ganzheitliche Fördermaßnahmen zur Sanierung von Gebäudehülle und Heizung sowie verlässliche und leicht zugängliche Beratungsangebote.
Von zentraler Bedeutung ist in diesem Zusammenhang die zeitnahe Umsetzung der novellierten europäischen Gebäudeeffizienzrichtlinie (EPBD) in nationales Recht. Die EPBD weist den Weg hin zu einem klimaneutralen und energieeffizienten Gebäudebestand. Dabei gilt es, unter Berücksichtigung der Kosten und der verfügbaren Handwerkerkapazitäten, eine Übererfüllung („Gold-Plating“) der EU-Vorgaben zu vermeiden. Auch den für 2027 geplanten Start des zweiten europäischen Emissionshandels (ETS 2), welcher unter anderem den Gebäudesektor miteinschließt, gilt es ausreichend zu berücksichtigen.
Links
↗ BDI-Papier zu Energieeffizienz im Gebäudebereich
↗ Positionen der Aktion Impulse für den Wohnungsbau zur Bundestagswahl
Botschaften
‒ Effizienzsteigerung und CO2-Minderung im Gebäudebereich umsetzen
‒ Wohnungsneubau erleichtern und bezahlbaren Wohnraum schaffen